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Finanzierung Einfamilienhaus

Es gab schon deutlich höhere Zinsen

Ein Kommentar zur aktuellen Lage des Immobilienmarktes

Es ist schon paradox: Obwohl die Nachfrage nach gemietetem Wohnraum stetig steigt und der Wunsch nach einem Eigenheim weiterhin ungebrochen ist, scheint die Dynamik im Bausektor regelrecht erlahmt.

Die Fertigstellungen von Wohnungen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Dennoch bewegt sich vieles im Immobilienmarkt. Der jahrelange Preisanstieg ist vorbei. Die Kaufpreise sinken moderat. Von einer platzenden Immobilienblase aber keine Spur. An Bedarf und Arbeit in der Baubranche mangelt es keineswegs, allerdings brechen die Baugenehmigungen deutlich ein. Es kriselt unübersehbar. Projektbetreiber gehen reihenweise in die Insolvenz. Immobilien müssen angesichts gestiegener Material- und Lohnkosten völlig neu kalkuliert werden.
Dabei quält vor allem die Zinswende private Investoren. Wer ein Eigenheim möchte, muss spätestens jetzt akzeptieren, dass bei der Baufinanzierung die Niedrigzins-Ära endgültig der Vergangenheit angehört. Wer gegenwärtig seinen Immobilientraum verwirklichen möchte, muss höhere Zinsen akzeptieren. Wir erleben jetzt ganz gewöhnliche Finanzierungsbedingungen. Der Zinsdurchschnitt der vergangenen 25 Jahre lag in Deutschland bei gut sechs Prozent. Aktuell bewegen wir uns bei rund vier Prozent. Es gab also schon deutlich höhere Zinsen.
Die jährlichen Neubauziele der Bundesregierung bleiben weiterhin utopisch. Auch in den nächsten Jahren werden 400.000 Neubauten unerreichbar bleiben. Wir steuern auf maximal die Hälfte zu.
Die mediale Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz, die strikten Heizungsvorgaben und die mehrfach nötigen Nachbesserungen haben die Verunsicherung in der Bevölkerung weiter verschärft. Obwohl schon jetzt zu wenig gebaut wird, sollen die Energievorgaben 2025 weiter verschärft werden. So steigt der Kostendruck beim Bauen unweigerlich weiter. Diese Klimapolitik ist in der vom Wachstum verwöhnten Immobilienbranche meilenweit von einer zukunftsfähigen Wirtschaftspolitik entfernt.
Vergessen wir bei allem Klagen nicht: Die aktuelle Inflation von knapp sechs Prozent ist der größte Tilgungsfaktor. Im Wege steht vielen die eigene „Anspruchsinflation“. Wer eine Immobilie bauen will, muss wieder Konsumverzicht üben, so, wie es Generationen zuvor auch erfolgreich getan haben.

Theodor J. Tantzen

 

Foto: adobestock

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