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Energieeffizientes Haus

Energieeffizient bauen? Ja, aber wie?

Die aktuelle Zinslage könnte für Häuslebauer kaum besser sein. Noch immer hält die Europäische Zentralbank (EZB) größtenteils an ihrer Niedrigzinspolitik fest. Für angehende Immobilienbesitzer bedeutet dies die Möglichkeit, kostengünstig an größere Finanzierungssummen gelangen zu können. Trotzdem ist der Bau eines Eigenheims noch immer sehr teuer. Zuschüsse vom Staat können helfen, Kosten zu senken. Diese gibt es, wenn in Energieeffizienz investiert wird.

Wer in der heutigen Zeit plant, ein Haus zu bauen, der sollte sich ausgiebig mit der Planung seines zukünftigen Eigenheims auseinandersetzen. Zwar gibt es noch immer kaum eine bessere Geldanlage als eine Immobilie, trotzdem können Fehlkalkulationen schnell dazu führen, dass aus dem Traum vom Eigenheim ein finanzieller Albtraum wird.

Nichtsdestotrotz ist zumindest die finanzielle Ausgangssituation für bauwillige Singles, Paare und Familien noch immer sehr lukrativ. Die europäische Zinspolitik kommt vor allen denjenigen zugute, die nach günstigen Krediten suchen. Trotzdem darf auch bei den aktuellen Angeboten nicht vergessen werden, dass die Zinsbindungsfrist bei Immobiliendarlehen meist nach spätestens 15 Jahren ausläuft. Trotz derzeit rosiger Aussichten sollten Kreditnehmer sich deswegen rechtzeitig um eine Anschlussfinanzierung bemühen.

Um aber auch in der Gegenwart bestens abgesichert zu sein, bietet sich zudem die Möglichkeit an, nach Optionen zu suchen, staatliche Zuschüsse für den Bau zu erhalten. Glücklicherweise gibt es vom Staat jede Menge Geld, wenn die eigenen vier Wände noch energieeffizienter gebaut werden, als es das Gesetz derzeit verlangt. Umweltorientierte Baumaßnahmen unterstützen also nicht nur bei der Energiewende, sondern können zugleich Kosten senken.

Mindeststandard Energieeffizienz nach EnEV und EEWärmeG
Wohngebäude energieeffizient zu bauen, das wird bereits vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Dazu gibt es derzeit zwei Richtlinien, an denen sich zukünftige Immobilienbesitzer orientieren müssen.

Hierzu zählen:
Energieeinsparverordnung (EnEV 2014)
Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG)

Die Energieeinsparverordnung dient dem Zweck, den Primärenergiebedarf für neugebaute Immobilen festzulegen. Neubauten dürfen diese Obergrenzen, die für jede Immobilie in Abhängigkeit ihrer Lage, der Größe und Form individuell berechnet werden, nicht überschreiten.

Der Primärenergiebedarf geht dabei weit über die in der Immobilie verbrauchten Kilowattstunden an Heiz- bzw.- Wärmeenergie hinaus. Miteinberechnet werden beispielsweise auch die Energiebeträge, die notwendig sind, Heizwärme zu gewinnen oder weiterzuleiten.

Für verschiedene Energieträger wie Holz, Öl oder Gas ist der vorgelagerte Energiebedarf unterschiedlich hoch. Für Bauherren gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, Einfluss auf den Primärenergiebedarf zu nehmen, beispielsweise durch Investitionen in die Haustechnik oder den Wärmeschutz.

Ergänzt wird die Regelung für den Primärenergiebedarf durch das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz, das mittlerweile seit nunmehr acht Jahren vorgibt, dass zumindest ein Teil der in der Wohnimmobilie benötigten Wärmeenergie aus regenerativen Quellen zu beziehen ist. Dazu zählen zum Beispiel Solarenergie oder Biomasse.

Wie hoch der Anteil sein muss, hängt von der genutzten Energiequelle ab. Solaranlagen beispielsweise, die zur Warmwasseraufbereitung genutzt werden, müssen mindestens 15 Prozent der gesamten Heizwärme einer Immobilie aufbringen. Sollten Immobilienbesitzer keine regenerativen Energien einsetzen wollen, so müssen alternativ anderweitige umweltschonende Baumaßnahmen ergriffen werden.

Effizienzhäuser: Wer mehr macht, bekommt auch mehr
Ob aus finanziellen Gründen oder aus persönlichem Pflichtgefühl heraus, wer mehr energieeffiziente Maßnahmen als die gesetzlich vorgeschriebenen Richtlinien umsetzt und auf diese Weise mehr Energie einspart, als es von der Energieeinsparverordnung vorgegeben wird, der darf sich nicht nur Besitzer eines Effizienzhauses nennen, sondern erhält auch das Recht, an besonders günstige Immobiliendarlehen von der KfW-Bankengruppe zu gelangen.

Für das Programm „Energieeffizient bauen“ gibt es folgende Vorgaben:
KfW-Effizienzhaus 40: Der Jahresprimärenergiebedarf darf maximal bei 40 Prozent
der durch die EnEV vorgegebenen Werte liegen.
KfW-Effizienzhaus 55: Der Jahresprimärenergiebedarf darf maximal bei 55 Prozent
der durch die EnEV vorgegebenen Werte liegen.
KfW-Effizienzhaus 70: Der Jahresprimärenergiebedarf darf maximal bei 70 Prozent
der durch die EnEV vorgegebenen Werte liegen.

Noch effizienter als Energieeffizienzhäuser sind sogenannte Passivhäuser. Auch für diese Immobilien gibt es staatliche Förderungen. Bedingung dafür: Die Dämmung der Immobilie muss es ermöglichen, dass jährlich nicht mehr als 15 Kilowattstunden an Heizwärme pro Quadratmeter benötigt werden.

Prinzipiell haben Passivhäuser jedoch das Ziel, gänzlich auf zusätzliche Heizquellen zu verzichten. Der Wärmebedarf soll bestenfalls ausschließlich aus „passiven“ Quellen wie Sonnenstrahlung oder Abwärme von Personen bezogen werden.

Zentrales Element eines Passivhauses ist das Lüftungssystem. Denn Passivhäuser sind fast komplett luftdicht. Über ein spezielles Lüftungssystem wird zwar Abluft nach außen geführt, die Wärme über die Lüftungsanlage aber wieder zurück ins Haus transportiert.

Insgesamt ist das Wohnerlebnis für viele Menschen auch deswegen gewöhnungsbedürftig. Denn Lüften oder Heizen ist nicht mehr notwendig. Zudem ist es stets in allen Räumen gleichwarm.


So funktioniert die Lüftungsanlage beim Passivhaus.

Passivhäuser richtig planen
Grundsätzlich gibt es bei der Planung und beim Bau eines Passivhauses deutlich mehr zu beachten als bei konventionellen Häusern. Dies beginnt bereits bei der Wahl der Baufläche. Beispielsweise muss darauf geachtet werden, dass die Dachflächen nicht im Schatten liegen. Und auch bei der Bauart sind Häuslebauer eingeschränkt.

Um möglichst effizient mit vorhandener Energie umgehen zu können, müssen Passivhäuser meist sehr kompakt gebaut sein. Auch bei der Wahl der Fensterseiten gibt es Einschränkungen. Ost-, West- und Nordseiten des Gebäudes sollten eher kleinere Fenster vorweisen. Dies wiederum schränkt die gewünschte Verteilung der Räume ein.

Ohne Frage stellen Passivhäuser also hohe Anforderungen an Bauherren und Bauunternehmen, weswegen bei der Wahl der Baupartner auf erfahrene Betriebe mit reichlich Expertise geachtet werden sollte. Andernfalls kann es bei falscher Konstruktion schnell zu warm werden, wenn es Sommer ist, oder eben zu kalt im Winter.

Doch auch wenn das Passivhaus aus den genannten Gründen noch als Zukunftsmodell beschrieben werden kann, sind die Vorteile für viele Menschen ein entscheidendes Kriterium, sich bereits jetzt für den Bau eines Passivhauses zu entscheiden. Niedrige laufende Betriebskosten, eine hervorragende Ökobilanz, konstante Raumtemperaturen und keine Probleme mit Pollen oder Schimmel sind meist ausschlaggebend für diejenigen, die sich mit architektonischen Einschränkungen und den am Ende doch noch höheren Baukosten abfinden können.

Foto: ©525873787 – Radovan1/Shutterstock.com

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